Wärmepumpenstrom / Eigenstrom

Da unsere Politiker sich seinerzeit im EEG überlegt hatten, die Menschheit davon zu überzeugen, sich den Strom per Forovoltaik selber zu erzeugen, bin ich im Jahre 2009 auch mit eingestiegen und habe genug Strom vom Dach. Der wird über 20 Jahre mit 43,04 Cent pro kWh vergoldet. Doch damit nicht genug.

Man wollte auch erreichen, dass möglichst viel Strom lokal selbst verbraucht wird. Wenn der Strom aber nur 18 Cent im Einkauf kostet und man 43 Cent für die Einspeisung bekommt, dann ist man doch blöde, den kostbaren Strom selber zu verbrauchen. Ich habe also zu der Zeit alles erst mal eingespeist - kassiert - und dann billig wieder eingekauft. Die Differenz hat das Volk getragen - vielen Dank noch mal dafür ;-)

 

Jetzt kommt aber der Knüller: Im EEG steht auch drinnen, dass man für selbst verbrauchten Strom auch Geld bekommt - sonst würde ja der Selbstverbrauch nie interessant werden. Für Anlagen aus dem Jahre 2009 bekommt man 25 Cent / kWh bar auf die Tatze. Sobald der Strom im Einkauf teurer, als die Differenz aus 43 - 25 Cent = 18 Cent wird, dann sollte man anfangen, den Strom selber zu verbrauchen. Genau das ist nun der Fall - der Strom im Einkauf ist deutlich über 18 Cent angekommen - also ran an den Selbstverbrauch! Auch der Tarif ist für die 20 Jahre garantiert.

 

Was ist dafür zu ändern? Eigentlich nicht viel - man braucht nur den Erzeugerzähler auf die andere Seite des Hausstromzählers zu klemmen und muss den Hauszähler bi-direktional auslegen. Effektiv wird dazu der Hausstromzähler ausgetauscht, da der alte nur uni-direktional messen konnte.

 

Das hört sich leicht an - die Tücke liegt im Detail. Finde einen Elektriker, der Zeit und Nerven hat, das mit dem Energieerzeuger durchzuziehen. Ich habe dafür 2 Elektriker und mehrere Monate gebraucht. Optional könnte man noch erwägen, einen eigenen Zähler für die Heizungswärmepumpe zu installieren und darüber einen günstigen Wärmepumpentarif zu verwenden. Ich habe mir das verkniffen, weil dafür mein Sicherungsverteiler komplett getauscht werden müßte - ein zusätzlicher Zähler hätte da nicht reingepaßt. Der Umbau wäre so teuer, dass das Geld kaum wieder reinkommen würde.

 

Hat man die erste Hürde genommen und einen Elektriker an der Hand kommt das Problem Nummer 1: Der Antrag beim Energieversorger. Den muss nämlich der Elektriker stellen - ich darf das nicht.

 

Erster Versuch gescheitert! Man braucht 2 Anträge! Es sind ja auch 2 Stromzähler! Und gaaaaaanz wichtig: Es müssen die Zählernummern auf den Anträgen drauf sein! Nur so am Rande: Der Antrag geht an das EVU - das sind die Leute, die einem immer die freundlichen Aufforderungen zum Ablesen der Stromzähler schicken - mit den Nummern der Zähler drauf. Also: gebt dem armen Elektriker gleich die Zählernummern mit - die Clowns vom EVU sind sonst völlig hilflos.

 

Ist das geschafft, braucht man einen Termin, an dem EVU und Elektriker zeitgleich die Baustelle betreten und das Umklemmen bzw. den Zählertausch vornehmen. Empfehlung: Seid selber auch dabei - das ist lustig!

 

Erst werden die EVU Experten aktiv. Hauptschalter aus - Sicherheitshandschuh an - 3 Schmelzsicherungen ziehen - Zähler raus - neue Zähler rein - alles wieder anklemmen - Handschuh an - Schmelzsicherungen rein - einschalten - geht wieder wie vorher. Der Elektriker schaut zu und hält das Licht (ist ja dunkel ohne Strom). Die EVU Experten rücken ab - der Elektriker schreitet zur Tat!

 

Sicherungen aus - Handschuh an - 3 Schmelzsicherungen ziehen - Zähler wieder abklemmen (ja - genau die Schrauben, die die EVU Clowns gerade reingedreht haben) - 3 Leitungen umhängen - Handschuh an - Schmelzsicherungen rein - einschalten - geht wieder. Und jetzt saust der Strom durch den bi-direktionalen Zähler. Ich habe bei der Gelegenheit gleich noch einen 2. privaten Hausstromzähler der Firma Fronius mit eingesetzt, der über eine Modbusschnittstelle an den Datenlogger im Wechselrichter den aktuellen Verbrauch meldet. Dann hat man voll im Blick, wo der Strom längs saust - rein ins Netz oder in die eigene Bude. So sieht es nun aus:

 


Dann stellt sich noch die Frage nach dem Nachtstrombedarf und einer möglichen lokalen Speicherung des Eigenstroms für die Nacht. Das Ganze lohnt sich erst, wenn man für seinen Solarstromüberschuss am Tage nicht wirklich Geld bekommt. So lange ich für meinen Stromüberschuss noch 43 Cent bekomme, macht die Speicherung keinen Sinn. Ich würde damit den Einkaufspreis einsparen - der ist aber deutlich geringer als 43 Cent .... noch.

 

Für neue Anlagen, die heute keine so nette Stromvergütung bekommen, sieht das Ganze natürlich anders aus. Da kann eine Speicherung für den Nachtbedarf interessant werden. Allerdings sollte man bedenken, dass diese Speicher derzeit noch sehr teuer sind und sich kaum rentieren. Aus Erfahrung würde ich sagen, dass man für sein Haus um die 10kWh Stromspeicher haben sollte, um gut über die Nacht zu kommen. Pro kWh Speicher muss man für Batterie und Wechselrichter so um die 1500€ in der Anschaffung rechnen - so ist man schnell bei 15.000€ angekommen. Da muss man schon ganz schön lange warten, bis sich das rechnet!

 

Wichtig: Wer sich für einen Batteriespeicher entscheidet, sollte darauf achten, dass der Wechselrichter notstromfähig ist! Fällt nämlich mal das Verbundnetz vom EVU aus, dann macht ein normaler Wechselrichter gar nix mehr - er braucht die 50Herz aus dem Verbundnetz, um zu Hause die 230V zu erzeugen. Ohne Netz von draußen - tote Hose! Und das bedeutet: Keine Umwälzpumpe läuft - kein Holzofen mit Wärmetasche kann verwendet werden - Ende Gelände - die Hütte bleibt kalt!

 

Fazit: Das eigentliche Argument für einen Batteriespeicher ist die Fähigkeit, Versorgungslücken bei Ausfall des Verbundnetzes zu überbrücken und seine Pumpen am Leben zu halten. Dann kann man auch wieder mit Holz heizen. Und das geht nur mit der Notstromfähigkeit des Wechselrichters. Wer also auf dieses Problem vorbereitet sein möchte, der schaffe sich ein entsprechendes System an. 

 

Ich liebäugele da mit einem kleinen Elektroauto, welches zusätzlich als Batterie für mein Haus dient. Ich möchte dann für die Nacht oder den Stromausfall die Autobatterie benutzen. Leider sind die Autofritzen noch nicht so weit - die haben diesen aus meiner Sicht logischen Anwendungsfall noch nicht auf dem Schirm und können ihr Autochen nur laden und nicht rückspeisen. Ein sinniges Auto würde dann so etwa 25-30kWh Batteriekapazität haben. Davon brauche ich eventuell 9kWh für die Nacht - den Rest kann man dann verfahren. Da bei uns das Auto nur für Kurzstrecken / Einkäufe etc. gebraucht wird und fast immer zu Hause steht, könnte das so fliegen. Damit hätte man dann das Haus schon fast komplett autark gemacht.

 

To be contiuned - wenn es so weit ist :-)

 

Eine Sache noch: Die Brauchwasserwärmepumpe hängt an einer Funksteckdose dran, die direkt über meine Fritzbox gesteuert wird. So wird bei mir nur noch zur Tageszeit, wenn das Strom vom Dach kommt, warmes Wasser aus Eigenstrom gemacht. Das hat sich voll bewährt. Auch die Zirkulationspumpe für das Brauchwasser hängt an so einer Steckdose dran - sie läuft nur kurz am Morgen vor dem Duschen und ist sonst aus. Die Fritzbox hat da eine große Flexibilität in der Programmierung - kann ich nur empfehlen.